Da es in der aktuellen ADAC Zeitschrift (Heft 6 / Juni 2009) um die "Rettungskarte"
www.adac.de/rettungskarte geht, hab ich noch ein paar nützliche Tipps gefunden.
Quelle:
http://www.adac.de/images/Info_Retter_tcm8-235047.pdf
Hinweise für Einsatzkräfte bei Rettungsarbeiten
Der Airbag, vor gut 15 Jahren noch ein seltenes und teures Sicherheitszubehör, ist heute Standard. Neben
Fahrer- und Beifahrerairbags gibt es Seiten- u. Vorhangairbags, die seitlich in den Lehnen bzw. in den
Türen oder im Dachbereich untergebracht sind, sowie Knieairbags.
Deshalb ist heute der Regelfall, dass airbag-spezifische
Eigenheiten bei den Rettungsarbeiten beachtet werden
müssen. Hierbei gilt: Auf keinen Fall dürfen Systeme, die
unfallbedingt nicht ausgelöst wurden, durch Rettungsarbeiten
im Innenraum mit Spezialgeräten unbeabsichtigt
gezündet werden. Immerhin ist nicht auszuschließen,
dass der Retter, der sich während seiner Tätigkeit ja in
einer ganz anderen Position als vom Konstrukteur vorgesehen
zum Airbag befindet, hier unnötigerweise gefährdet
wird. In diesem Zusammenhang sind einige Vorsichtsmaßnahmen
zu beachten, die der ADAC zusammengestellt
hat, unter Verwendung von Erkenntnissen aus eigenen
Crashtests sowie Informationen des "Verbandes der
Automobil-Industrie" (VDA).
Funktionsweise der Airbags (Fahrer/Beifahrer)
Die Frontairbag-Aktivierung ist konzeptionsbedingt auf den Frontalaufprall (der Winkel kann bis zu 30° zur
Fahrtrichtung betragen) bei mindestens 20 km/h bis 25 km/h Kollisionsgeschwindigkeit ausgelegt. Bei anderen
Unfallsituationen wie auch bei einer Seiten- oder Heckkollision erfolgt keine Auslösung, da in diesen
Fällen der Frontairbag keine Schutzfunktion erfüllen kann. Somit ist es nicht ungewöhnlich, am Unfallort
auf ein schwer zerstörtes Fahrzeug zu treffen, bei welchem aufgrund der Unfallkonstellation die Airbag-
Sensoren keinen Zündbefehl erteilt hatten, der oder die Luftsäcke sich also noch in Ruhestellung befinden.
Bei einem Großteil der älteren Fahrzeuge wird der Beifahrerairbag übrigens auch dann zwangsläufig mit
ausgelöst, wenn der Beifahrer-Sitzplatz gar nicht besetzt ist. Neuere Modelle besitzen schon so genannte
Sitzbelegungs-Sensoren, die den Airbag nur dann zünden, wenn ein Insasse vorhanden ist. Mit anderen
Worten: Es ist darauf zu achten, ob neben dem ausgelösten Fahrer-Airbag auf der Beifahrerseite nicht
noch ein ruhendes "Pendant" vorhanden ist.
Seitenairbags/Vorhangairbags
Hier sind die Systeme entweder in den vorderen Seitentüren oder in den Rückenlehnen der Vordersitze
integriert. Die neueren „Vorhangairbags“ befindet sich links und rechts im Dachholm. Eine unfallbedingte
Auslösung erfolgt nur dann, wenn Sensoren eine entsprechende Querbeschleunigung (= Seitenaufprall)
erkennen.
Wie ist zu erkennen, ob ein Fahrzeug mit Airbag ausgerüstet ist?
Hierauf weisen die eingeprägten Buchstaben "Airbag" oder "SRS" (=Supplementarg Restraint System) auf
der Prallplatte des Lenkrades, im Armaturenbrett-Bereich vor dem Beifahrer sowie auf den Türverkleidungen,
Sitzlehnen oder Dachholmbereich hin. Diese Schriftzüge sind häufig aber nur unzureichend zu erkennen.
Der oder die Airbags haben beim Unfall nicht ausgelöst. Was ist zu beachten:
Zündung ausschalten und falls möglich, beide Batteriekabel lösen/durchtrennen (zuerst Minus dann Plus).
Es existiert aber ein Zündenergiepuffer, der nach Trennung der Bordspannung insbesondere bei älteren
Fahrzeugen noch bis zu einigen Minuten Zündstrom liefern kann. Bei Fahrzeugen mit elektrischer Sitzoder
Lenkradverstellung eventuell vor dem Abklemmen die Systeme zurückfahren. Nur sehr wenige, meist
ältere Modelle besitzen einen mechanischen Auslösesensor für den Fahrerairbag (z. B. Subaru Justy,
Modelljahr 1996), der die Airbagauslösung auch ohne Bordspannung ermöglicht.
Sofern es die Bergung von Unfallopfern zuläßt:
• Beschädigung nicht ausgelöster Airbag-Module möglichst vermeiden. Keine Schneidarbeiten im Bereich
der Lenkrad-Prallplatte bzw. des Armaturenbrett-Bereiches vor dem Beifahrer durchführen.
• Trennschleifer und Brennscheidgeräte zumindest im Bereich von Airbagmodulen nicht einsetzen (der
Gasgenerator löst ab einer Temperatur von ca. 200°C aus).
• Grundsatz 1: Sofort einen Zugang zu den verletzten Fahrzeuginsassen schaffen, damit die rettungsdienstliche
Versorgung schnellstmöglich erfolgen kann. Hierbei kann nach Trennung der Bordspannung
durch Airbags i. d. R. keine besondere Situation entstehen, die die Einsatzkräfte gefährdet.
• Grundsatz 2: Bei der Versorgung und Rettung verunfallter Fahrzeuginsassen unmittelbar während des
Einsatzes den Bereich vor nicht aktivierten Airbags freihalten. Beim Durchschneiden eines Druckgasgenerators
(z. B. von einem Vorhangairbag in der C-Säule) kann es zu einem dumpfen Knall und in
besonderen Fällen auch zum Wegschleudern von Verkleidungsteilen kommen. Daher sollten insbesondere
beim Abtrennen des Daches entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen und vorher Verkleidungsteile
entfernt werden.
Verfahrensweise beim Abnehmen des Daches
Die seitlichen Kopfairbags, die überwiegend im Dachholm untergebracht sind, besitzen i. d. R. keinen pyrotechnischen
Gasgenerator, sondern einen Druckgasspeicher, der meist in der C- oder D-Säule untergebracht
ist. Er sollte nach Möglichkeit bei Schneidarbeiten nicht durchtrennt werden. Versuche mit hydraulischen
Rettungsscheren haben aber lt. Audi gezeigt, dass der Gasdruck zum Zeitpunkt des völligen Durchtrennens
aufgrund der geringen Schnittgeschwindigkeit konstant abgebaut wird und normalerweise keine
besonderen Gefahren davon ausgehen. Sinnvoll erscheint aber, vor Schneidarbeiten die Verkleidungen
der Säulen zu entfernen, damit die Lage der Gasgeneratoren ersichtlich wird.
In modernen Fahrzeugen werden wegen der besseren Crashstabilität immer häufiger an den Dachsäulen
hochfeste Stähle verwendet. Aus diesem Grund kann es beim Schneiden der Säulen zu Problemen kommen.
Empfohlen wird deshalb für Schneidarbeiten häufig der Übergangsbereich zwischen Säule und
Dach.
Das Airbag-System wurde beim Unfall ausgelöst
Hier hatte das im Zünder von pyrotechnischen Gasgeneratoren (meist Fahrerairbag) enthaltene Treibmittel
Sodium-Azid eine chemische Reaktion ausgelöst, wobei überwiegend ungiftiges Stickstoffgas für die Aufblasung
entsteht. Dies geschieht in ca. 30 Millisekunden.
Nach insgesamt 120 Millisekunden hat sich der Luftsack durch Ausströmöffnungen auf der Rückseite wieder
entleert. Es kann jedoch zu einer Rauchbildung kommen, da der Airbag zur besseren Entfaltung mit
Talkum beschichtet ist.
Weder das auf dem Luftsack befindliche Pulver noch das entwichene Gas können nach Aussagen der
Hersteller gesundheitliche Schäden verursachen. Es können aber leichte Reizungen der Augen, der Atemwege
oder der Haut entstehen. Eine Auswertung von Airbag-Unfällen durch den ADAC ergab in dieser
Beziehung nichts Negatives. Das Fahrzeug sollte jedoch so schnell wie möglich belüftet werden. Vorsicht
Metallteile am Airbag können heiß sein.
Spezielle Informationen für Rettungskräfte
Viele Fahrzeughersteller bieten unter dem Stichwort „Rettungsleitfaden“ umfangreiche fahrzeugspezifische
Informationen zum Retten von Personen an. Zu erhalten sind diese Schulungsunterlagen entweder über
das Internet oder über die Presseabteilungen der Hersteller. Auch der Deutsche Feuerwehrverband stellt
unter
www.dfv.org/fachthemen Schulungsinformationen bereit. Die Rettungsleitfäden sind zwar gut geeignet
für Schulungsmaßnahmen, können aber wegen dem großen Umfang am Unfallort kaum verwendet
werden. Gefordert sind deshalb entweder Unterlagen, die auch an der Unfallstelle zum Einsatz kommen
können (siehe unten: Modellübersichten, Rettungs-Datenblätter von Audi u. VW), oder spezielle Hinweise
für Rettungsmaßnahmen am Fahrzeug selbst (Rettungskarte, angebracht an der Fahrer-Sonnenblende).
Hilfreich wären auch Informationen, die von der Rettungsleitstelle an den Einsatzort übermittelt werden.
Hersteller, die Informationen für Rettungskräfte zur Verfügung stellen: Diese Informationen sind nur für Fachkräfte vorgesehen bzw. werden in Papierform ausschließlich an
diese versandt.
Audi:
http://www.audi.de/rettungsleitfaden inkl. Modellübersichten, Rettungsdatenblätter
BMW/Mini:
www.parts.bmwgroup.com (ASAP; Kennwort: ar034022, Passwort: bmw2004, Stichwort: Rettungsleitfaden)
(inkl. Wasserstofffahrzeuge)
Citroen:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/Citroen.pdf
Ford: Service Information TSI20/2007 (Stand 9/200
über Vertragshändler.
Honda:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/Merkblatt_Honda_Civic.pdf Broschüre (incl. Hybridfahrzeuge)
über Honda Motor Europa GmbH, Presse, Sprendlinger Landstraße 166, 63069 Offenbach
KIA: Rettungsleitfaden von KIA Motors Deutschland, Presse, Theodor-Heuss-Allee 11, 60486 Frankfurt
Mercedes:
www.mercedes-benz.de/rettungsleitfaden (Pkw, Transporter, Lkw und Bus; inkl. Brennstoffzellen-
und Erdgasantrieb)
Mazda: Broschüre von Mazda Motors GmbH, Hitdorferstr. 73, 51371 Leverkusen
Opel:
http://www.ifz-berlin.de/db_start_gm.htm; Stichwort: Rescue guide (incl. Erdgasfahrzeuge)
Peugeot:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/Bergun…gen_PEUGEOT.pdf
Porsche: Porsche Deutschland Abt. PDA Porschestr. 1, 74321 Bietigheim-Bissingen
Renault:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/Rettun…enault_2008.pdf
Saab:
http://www.ifz-berlin.de/db_start_gm.htm; Stichwort: Rescue guide
Smart: siehe Mercedes
Subaru: Info zu Airbagsystemen von Subaru GmbH, Presse, Mielestr. 6, 61169 Friedberg
Suzuki: CD oder PDF von Suzuki Kundenbetreuung (Kontakt@suzuki.de)
Toyota:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/einsat…prius_NHW20.pdf (Hybridfahrzeug)
Volvo:
http://www.dfv.org/fachthemen/fa6/Rettun…Marke_Volvo.pdf
Broschüre über Vertragshändler (inkl. Autogas- und Erdgasfahrzeuge)
VW: Rettungsleitfaden:
www.volkswagen.de/etc/medialib/vwcms/vir…uge/webspecial.
Par.0017.File.pdf/final_leitfaden.pdf
Modellübersichten, Rettungs-Datenblätter:
www.volkswagen.de/etc/medialib/vwcms/vir…uge/webspecial.
Par.0018.File.pdf/final_modelluebersichten_02.pdf